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07. März 2023

alut, Ciao, Grüezi und Bun di – Die Schweiz hat eine viel höhere Sprachenvielfalt als ihre vier Landessprachen. Mehr als zwei Drittel der in der Schweiz lebenden Personen ab 15 Jahren verwenden regelmässig mehr als eine Sprache. Wie definiert die Mehrsprachigkeit das (Zusammen-) Leben in der Schweiz? Und wie wirkt sich eine bilinguale oder gar trilinguale Erziehung auf die Entwicklung von Kindern und ihren Anschluss aus? Die Episode 07 von Direction:Future geht den Vorteilen und Herausforderungen der Vielsprachigkeit nach.

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Episode 7
Direction: Future.
Ich spreche, also bin ich?
März 7, 2023
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Man könnte meinen, dass die Gabe mehrere Sprachen zu sprechen, eine Fähigkeit ist, die primär Vorteile mit sich bringt. Dabei ist Mehrsprachigkeit, sogar in einem multilingualen Land wie der Schweiz, weitaus komplexer und kniffliger. Die Vielsprachigkeit hat auch ihre Tücken, wirft Fragen der Identität und der Heimat auf, oder zeigt einem auf, wie eine Sprache ihre Grenzen für die persönliche Ausdrucksform hat.

Sprachvielfalt in der Schweiz – Der Beweis einer Multi-Kultur

Ein zentrales Element der Schweizer Vielfalt sind die vier Sprachregionen. Auf weniger als 41’285 km² vereint die Schweiz vier offizielle Sprachregionen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Die Mehrsprachigkeit ist somit Teil der Schweizer Identität. Die Sprachvielfalt auf vier zu begrenzen, greift jedoch zu kurz. Bald zählt die Schweizer Bevölkerung 9 Millionen Menschen. Fast ein Drittel der in der Schweiz lebenden Personen ist nicht hier geboren. Und so sprechen viele Personen, die in der Schweiz leben, mitunter eine Sprache, welche nicht zu den Landessprachen zählt.

Verstehst du mich oder nur meine Worte?

Menschen suchen die Gemeinschaft und den Austausch mit anderen. Die Sprache ist das Kommunikationsmittel der Menschen und wird tagtäglich gebraucht. Sie ist aber weitaus mehr als ein Werkzeug fürs rasche Übermitteln von Informationen. Durch das Sprechen drücken wir uns und unsere Befindlichkeiten aus. Wir können beschreiben, was wir fühlen, denken und wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Denn dem Menschen ist es wichtig, zu hören und gehört zu werden – dafür muss man dieselbe Sprache sprechen.

Genau das beschreibt auch Vanessa Gentile. Als Thurgauerin mit italienischen und brasilianischen Wurzeln, wuchs Vanessa Gentile bereits als Kleinkind dreisprachig auf. Heute spricht sie sechs Sprachen und lebt einen mehrsprachigen Alltag, ob beruflich oder privat. Ihre Sprachvielfalt führt dazu, dass sie einen schnelleren Zugang zu ihren Mitmenschen findet und ihnen dank ihrer Sprachkenntnisse auf Augenhöhe begegnet. Das verbindet und baute Freundschaften auf, die sich bereits Jahrzehnte lang halten.

«Wenn man die gleiche (Fremd-) Sprache spricht, öffnet das die Tür zu den Herzen.»

«Wenn man die gleiche (Fremd-) Sprache spricht, öffnet das die Tür zu den Herzen.»

Vanessa Gentile
Head of Marketing Switzerland bei Salesforce

Herausfordernd wird, wenn man sich in den eigenen vier Wänden, beispielsweise die Kinder und ein Elternteil, wortwörtlich nicht verstehen. Vanessas Sohn Colin beschreibt die Situation mit seinem Vater, der kein Portugiesisch spricht, glücklicherweise spielerisch. Dieser versteht seine zwei Söhne nicht, wenn sie miteinander Portugiesisch sprechen. Dabei verrät uns Colin schmunzelnd: «Wenn wir uns Geheimnisse erzählen, fragt Papi nach aber dann erzählen wir ihm irgendetwas und das glaubt er uns dann.»

Über Hürden und Vorurteile

Das Beherrschen mehrerer Sprachen ermöglicht einem eine schnellere Verbindung zu Menschen und zu Kulturen. Das bestätigt Vanessa Gentile. Sie beschreibt auch, was sie bei ihren Söhnen in der Schule beobachtet: Das Erlernen neuer Sprachen sei mit einer bestehenden Mehrsprachigkeit deutlich einfacher. Und dennoch eröffnet die Mehrsprachigkeit eine Welt der Hindernisse und Schwierigkeiten. «Mein Sohn hat beispielsweise keine Mühe im Deutsch-, dafür im Mathe-Unterricht», beschreibt sie. Weil die Zahlen auf Portugiesisch und Deutsch anders ausgesprochen werden, sprich das Nennen der Zehner- und Einer-Stelle genau andersherum geschieht. Die Verwirrung ist beim 11-jährigen Colin verständlich.

Bei Vanessa Gentile gingen die schulischen Herausforderungen deutlich weiter. Sie lernte erst im Kindergartenalter Deutsch, obwohl sie in der Schweiz aufwuchs. So waren ihre deutschen Sprachkenntnisse lange eine grosse Bürde. Dass sie damals von Mitschülern und Lehrpersonen beim Laut-Vorlesen gar ausgelacht wurde, hat im jungen Alter Spuren hinterlassen. Auch ihre beruflichen Ziele wurden im schulischen Umfeld mehrfach als Unmöglichkeit bezeichnet. Und dennoch – ihr wurde damit eine Fehlerkultur mit auf den Weg gegeben, die für die persönliche Entwicklung von grosser Bedeutung ist.

«Ich hatte solche Selbstzweifel, dass mich meine Mutter professionell abklären lassen musste.»

«Ich hatte solche Selbstzweifel, dass mich meine Mutter professionell abklären lassen musste.»

Vanessa Gentile
Head of Marketing Switzerland bei Salesforce

Wer bin ich, wenn ich spreche?

Vanessa Gentile beschreibt sie gewisse Sprachen emotional mehr berühren oder kreativer sein lassen als andere. Auch Ausdrucksweise und Wortwahl, wie auch Gestik und Mimik kommen je nach Sprache unterschiedlich daher. Der Philosoph Descartes beschrieb mit seinem weltberühmten Satz «Ich denke, also bin ich.» die Beziehung zwischen Sprache, Denken und Identität. Sobald in einer Sprache gedacht und interagiert wird, prägt die Sprache die sprechende Person. Und da Sprachen selbst einer Kultur unterliegen, projiziert sich diese Kultur unvermeidlich auf die Sprechenden. Die algerische Germanistin Nacira Bouregaa stellt den Zusammenhang wie folgt her: «Mit der Entscheidung, in einer bestimmten Sprache zu sprechen und zu interagieren, beeinflusst und spiegelt die Sprache die Mentalität des Menschen und sein Denken. Es gibt keine Sprache ohne Kultur und keine Kultur ohne Sprache.»

Vanessa Gentile hat das Glück, dass sie sich mit ihren sechs Sprachen an vielen Orten und in vielen Situationen heimisch fühlt. Gar träumt sie auf mehreren Sprachen. Und auch wenn sie sich zu den lateinischen Sprachen und dem brasilianischen Portugiesisch besonders verbunden fühlt – die Mehrsprachigkeit hat sie gelehrt, dass das Heimatgefühl eine reine Herzensangelegenheit ist.

Episodengast

Vanessa Gentile

Head of Marketing Switzerland bei Salesforce

Als Thurgauerin mit italienischen und brasilianischen Wurzeln, wuchs Vanessa Gentile bereits als Kleinkind dreisprachig auf. Heute spricht sie sechs Sprachen. Ob beruflich oder privat – sie bewegt sich in einem multilingualen Alltag und gibt die Mehrsprachigkeit auch ihren Söhnen weiter. Wie vielschichtig das Leben mit mehreren Sprachen ist und welchen Stellenwert Sprachen haben, darüber berichtet Vanesa Gentile in der Episode 07 von Direction: Future.

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